BOM! BASA-Objekt des Monats
In der Reihe BOM! wird monatlich ein Objekt aus dem Bestand des BASA-Museum vorgestellt. BOM! kann jedes Objekt werden, das aktuell in Forschungsprojekten, Abschlussarbeiten, Praktika, Lehrveranstaltungen oder anderen Zusammenhängen bearbeitet wird, oder das etwa beim Durchstreifen des Schaudepots ins Auge gesprungen ist.
Das Team des BASA-Museums freut sich über Vorschläge.
BOM! Dezember 2021
Bei den Ayoréode verkörpern Federn einen recht komplexen Code, der auf bestimmte Vögel als Schutzgötter in ihren Ursprungsmythen und ihrer Kosmovision Bezug nimmt. Dies gilt auch für den mañanó, einen Anhänger, der aus vielen kleinen Federn darunter denen des Scharlacharas (Ara Chloropetra), besteht.
Mañanó
Inv.-Nr. 1531
Ayoréode
Colgante de plumas / Federwulst
Chaco, Bolivien
Sammlung Heinz Kelm
Der mañanó besteht aus den Elementen einer geflochtenen Schnur aus Garabatá-Pflanzenfasern, den büschelartigen Federbündeln, die an einem Ende der Schnur befestigt sind und einer horizontalen Reihe kleiner Federn, die sich spiralförmig um die Schnur winden. Die vertikale Anordnung der Federn ist so eng, dass nur der untere Teil der Federn sichtbar ist und die geflochtene Garabatá-Kordel vollständig verdeckt (Jaimes Betancourt 2015). Für die Herstellung des mañanó wird ein Bogen mit gespanntem Faden als Basis verwendet (Bravo 1997: 34). Der hier gezeigte mañanó ist ca. 60 cm lang.
Der Zusammenschluss mehrerer mañanónies (Plural von mañanó in der Sprache der Ayoréode) bildet ein Kleidungsstück für den Rücken, dass unter dem Namen potadatebekannt ist. Die potadate ist ein Teil der Kriegskleidung, die der Anführer auf dem Rücken trägt. Auf der Rückseite hängt die mañanónie und auf der Vorderseite eine Reihe von Gegenständen (Pfeifen, Glocken), die insbesondere dann erklingen, wenn die Krieger von ihren siegreichen Taten zurückkehren (Jaimes Betancourt 2015).
In der Sammlung des BASA-Museums befinden sich verschiedene mañanonies, aber auch potadie (Signalpfeifen) und jorojoedie (Schildpattrasseln) der Ayoréode, aber keine potadate (Rattunde et al. 2019). Das Fehlen solche Objekte zeigt, dass die einstigen Ethnographen und Sammler nicht immer die wertvollsten Stücke aus den Dörfern erhielten, die sie besuchten.
Die Trockenzeit zwischen April und August gilt den Ayoreode als schwierige Zeit, in der viele Tiere nicht in ihrem „trockenzeitlichen Schlaf“ gestört noch die mit ihnen verbundenen Mythen erwähnt werden dürfen. Das Ende dieser Zeit wird durch den Ruf des asojna (Caprimulgus parvulus), dem Ziegenmelker, angekündigt. Da dieser Tag nicht vorhersehbar ist, sind die Ayoréode dazu angehalten, in der unmittelbaren Zeit davor zu Hause zu verweilen und sich mit der Herstellung von Gerätschaften wie etwa den Signalpfeifen zu beschäftigen (Fischermann 1988: 294-296).
Foto: Wiebke Adams
Text: Carla Jaimes Betancourt
Literatur
- Bravo, Alejandra (1999): El Arte Plumario en el Pasado y el Presente. La Paz: Editorial Los Amigos del Libro.
- Jaimes Betancourt, Carla (2015): El poder de las plumas. La colección de arte plumario del Museo Nacional de Etnografía y Folklore, según la cadena de producción. La Paz: MUSEF.
- Rattunde, Naomi, María Susana Cipolletti, Carla Jaimes Betancourt & Karoline Noack (Hg.) (2019): Eramone | Visiones del mundo. Objetos de los Ayoréode en la BASA. Catálogo de exposición /eramone | Weltsichten. Objekte der Ayoréode in der BASA. Ausstellungskatalog. Bonn Americanist Studies Nr. 54, La Paz: Plural.
Kontakt
BASA-Museum. Bonner Amerikas-Sammlung
Oxfordstraße 15
53111 Bonn
Ansprechpartner*innen
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Lars-Michael Schacht
Isabel Zwach
Teilprojekt Ethnologie/Altamerikanistik im Verbund-Projekt SiSi