Highlights des Ägyptischen Museums
Entdecken Sie auf dieser Seite einige der Highlights aus unserer Sammlung.
Vergoldete Kartonagemaske des Pen-ta-hut-hetep
Spätzeit/Ptolemäerzeit (ca. 380–250 v.u.Z.), aus einem Grab auf der Qubbet el-Hawa.
Seit dem Neuen Reich wird der Tote mit dem Osiris gleichgesetzt und soll wie dieser einen göttlichen Status im Totenreich erlangen. Daher werden die Mumie und Särge so geschmückt, dass der Tote als ein ewig jugendlicher Gott erscheint. Zu typischen Ausstattungsstücken gehören relativ kleinformatige Masken aus Karton, die im Kopfbereich der Mumie liegen. Durch die Vergoldung des Gesichts wird darauf angespielt, dass das Fleisch der Götter aus Gold und damit unvergänglich ist.
Die "Bonner Jagdschale"
1. Hälfte der 11. Dynastie (um 2100 v.u.Z.).
Die Schale ist mit dem außergewöhnlichen Bild eines nubischen Bogenschützen zwischen mehreren Tieren dekoriert. Sie wurde 1969 bei Ausgrabungen auf der Qubbet el-Hawa (Region Aswan) unter der Leitung von Elmar Edel im Vorfeld einer Grabanlage gefunden und kam im Zuge der Fundteilung nach Bonn. Schalen dieses Typs sind nur von der Qubbet el-Hawa bekannt und wurden nur über einen sehr kurzen Zeitraum bei Grabriten verwendet. Die Bilderwelt dieser Schalen zeigt typische Elemente der 1. Zwischenzeit/Zeit der Regionen, als die Muster der Residenzkultur des Alten Reiches radikal neu interpretiert und durch innovative Elemente belebt wurden.
Oberteil einer Statue eines Mannes mit dem Schreiberwerkzeug über der linken Schulter; Granodiorit, Neues Reich (um 1450 v.u.Z.), Fundort unbekannt.
Die Schreiberfigur ist ein hervorragendes Beispiel für den höfisch geprägten Kunststil zur Zeit der 18. Dynastie. Der Dargestellte, der sich durch seinen Status als „Schreiber“ als Angehöriger der geistigen und sozialen Elite präsentiert, wird in geradezu überwirklicher Jugendlichkeit und Perfektion gezeigt. Das Stück gehört zum Altbestand der Sammlung und wurde wohl von Alfred Wiedemann erworben; Unterlagen über die Herkunft wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Das größte Objekt des Ägyptischen Museums der Universität Bonn ist der Abguss eines Reliefs, das den Pharao Sethos I. (ca. 1285 v.u.Z.) im Streitwagen zeigt. Das Original befindet sich im Tempel von Karnak in Ägypten. Der Pharao wird in einer traditionellen Szene gezeigt, wie er Feinde in großer Zahl tötet. Allerdings ist dieses Motiv hier „modern“ abgewandelt, indem der König im Streitwagen fährt, einem Kriegsgerät, das erst im Neuen Reich eingeführt wurde. Während der Pharao in majestätischer Gelassenheit heransprengt, fallen die Feinde wild durcheinander. Ganz links ist die Festung von Gaza zu erkennen, die der Pharao erstürmt
Ein in Ägypten sonst nicht belegter Brauch ist die Beigabe von beschrifteten Töpfen in Gräbern, wie sie am Friedhof auf der Qubbet el-Hawa im späten Alten Reich und der I. Zwischenzeit/Zeit der Regionen (ca. 2300–2100 v.u.Z.) üblich war. Die Töpfe sind in einer als „Althieratisch“ bezeichneten Kursive beschriftet, die unter dem Aspekt der Schriftgeschichte ein wichtiges Bindeglied zwischen den Hieroglyphen und der Schreibschrift des „Hieratischen“ bildet. Die Texte nennen gewöhnlich einen Inhaltsstoff (Getreide, Datteln u.ä.), einen Stifter und den im Grab Bestatteten als den Empfänger. Offenbar waren viele dieser Töpfe aber leer – die Inschrift genügte, um im Jenseits auf magische Weise eine gesicherte Versorgung zu garantieren.
Der Deckel eines Holzsarges aus ptolemäischer Zeit (ca. 300–100 v.u.Z.) ist farbenfroh bemalt. Im Zentrum, unter einem prächtigen Halskragen, ist der Totengott Anubis an einer Bahre gezeigt, auf der die Mumie des Toten liegt. In der Szene darüber richtet Osiris als der König über die Toten, ein Vorgang, der für den Besitzer des Sarges natürlich gut ausgehen soll. Das Stück entstammt einer Privatsammlung und wurde dem Ägyptischen Museum Bonn leihweise vom Museum der Stadt Grevenbroich überlassen.
Die hohe handwerkliche Qualität dieser Keramik aus der Formierungsphase der pharaonischen Kultur wird in späterer Zeit kaum wieder erreicht, als Tongefäße immer mehr den Charakter von Luxusgegenständen verlieren und zu Massenwaren werden. Die Beispiele der Bonner Stammlung stammen von dem für diese Kulturstufe namengebenden Fundplatz Naqada in Oberägypten. Die Gefäße wurden durch W. M. Flinders Petrie 1895 ausgegraben und der Bonner Sammlung geschenkt.
Der "Bonner Eingeweidekasten"
Der altägyptische Eingeweidekasten aus der Ptolemäerzeit (ca. 300–100 v. u. Z.) hat die Funktion eines Aufbewahrungs- und Schutzbehältnisses für die mumifizierten Organe des Verstorbenen Her-ib-Djehuti, Sohn des Pa-di-Usir.
Die Szenen auf den vier Kastenflächen stellen zusammengefasst die Riten um die Wiederbelebung des Osiris dar, die für den Verstorbenen aufgrund seiner Identifizierung mit diesem Gott die Voraussetzung für eine lebendige jenseitige Existenz waren. Ferner ist der Tote dem zyklischen Sonnenlauf angeschlossen, dessen regenerative Phase in der Unterwelt stattfindet. Der Kasten wird durch den solaren Falken sowie die rote Färbung des Bildhintergrundes als diese unterweltliche Umgebung ausgewiesen.
Folglich repräsentiert der Kasten durch die Dekoration das ganze jenseitige Universum, in dem der Verstorbene weiterexistiert und sich fortwährend die regenerativen Vorgänge wiederholen.
Es handelt sich um ein Exponat, das ursprünglich ein Bestandteil der Antikensammlungen Ursula und Karl-Heinz Preuß war und dem Ägyptischen Museum Bonn zusammen mit weiteren Objekten gestiftet wurde.