Universität Bonn

Institut für Archäologie und Kulturanthropologie

Weihgeschenke am Apollon-Tempel in Syrakus


Am Apollon-Tempel in Syrakus, dem gegen 580/70 v. Chr. entstandenen ersten monumentalen Steintempel in den westgriechischen Kolonien, sind zahlreiche Vorrichtungen zur dauerhaften Anbringung von Weihgeschenken verschiedener Art erhalten, darunter Statuen und Pinakes. Die Votive waren auf den Stufen und an den Säulen des Tempels befestigt, wo sie z. T. das Erscheinungsbild des Heiligtums wesentlich mit geprägt haben werden.

Syrakus Abb 1
Abb. 1 und 2 Südostecke und südliche Pronaos-Säule des Apollon-Tempels mit Einlassungen © D. Doepner
Syrakus Abb 2
© D. Doepner

Das von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanzierte Projekt sieht vor, diesen Befund erstmals detailliert aufzunehmen, zu untersuchen und zu publizieren. Unter zusätzlicher Berücksichtigung schriftlicher und auch anderer archäologischer Quellen ist dabei zu versuchen, die Art der Votive zu identifizieren und ihre Weihung zu datieren, um letztlich das Erscheinungsbild des Tempels mit Weihgeschenken in seinem Temenos zu rekonstruieren, gegebenenfalls in mehreren Phasen der wechselvollen Geschichte der Stadt, die zu verschiedenen Zeiten die bedeutendste des griechischen Westens war. Zugleich soll erschlossen werden, ob die Auswahl und Anbringungsweise der Anatheme bestimmten Regeln und Absichten folgte. Berücksichtigte sie etwa kultische Vorgaben bzw. Vorgänge oder ästhetische Prinzipien? Bestand eine Beziehung zur berühmten Votivinschrift, die schon früh großflächig auf den Stufen des Tempels angebracht wurde? Auch die private und öffentliche Funktion der Votive ist zu hinterfragen sowie, ob Hinweise auf die einstige Bedeutung des Kultes zu gewinnen sind. Zugleich soll das Projekt die Aufmerksamkeit auf einen bisher fast unbeachteten Aspekt der Ausstattung griechischer Heiligtümer lenken: der dauerhaften Exposition von Weihgeschenken im gut sichtbaren Bereich der Peristasis ihrer Tempel. Es ist zu definieren, welchen Stellenwert diese Praxis in Syrakus im Rahmen des gesamtgriechischen Votivgeschehens besaß und ob durch sie auch neue Informationen über die Funktion des griechischen Tempelbaus zu gewinnen sind.

Kontakt

Dr. Daphni Doepner

Projektmitarbeiterin, Klassische Archäologie

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