Universität Bonn

Institut für Archäologie und Kulturanthropologie

Proyecto Arqueológico de la Region Chaculá (PARCHA)

Forschungsgeschichte

Die Region von Chaculá umfasst den Norden der Gemeinde Nentón im Nordwesten des Departements Huehuetenango, Guatemala. Im Jahre 1896, von Mitte Juni bis Anfang September, besuchte das Forscherehepaar Eduard Seler (1849-1922) und Caecilie Seler-Sachs (1855-1935) diese Gegend und führten hier archäologische Untersuchungen durch. Schwerpunkt der Arbeiten waren Ausgrabungen in den Stätten Quen Santo und Uaxac Canal, sowie Erkundungen in Chaculá, Yalambojoch und verschiedenen anderen Orten. Eine Vielzahl von Artefakten und Monumenten wurden von Seler im Anschluss an seinen Aufenthalt in das damalige Königliche Museum für Völkerkunde (heute: Ethnologisches Museum) in Berlin abtransportiert. Die Ergebnisse seiner Forschungen wurden in Buchform publiziert (Seler 1901). Selers Sammlung zur Chaculá-Region im Ethnologischen Museum Berlin ist Gegenstand einer 2022 veröffentlichten Monographie (Wölfel 2022).

Später wurden vereinzelte archäologische Untersuchungen in der Region, etwa von Carlos Navarrete in den 1970er Jahren zu Steinskulpturen (Navarrete 1979), sowie in den Nullerjahren von James Brady und Sergio Garza zu den Höhlen von Quen Santo durchgeführt (Brady 2009).

Das Projekt

Ab 2013 führt das Bonner Proyecto Arqueológico de la Region Chaculá (PARCHA) einen regionalen archäologischen Survey durch. Zunächst stand die Lokalisierung sämtlicher von Seler beschriebenen Stätten im Vordergrund. Die Stätten Quen Santo und Chaculá wurden darüber hinaus kartiert und es fanden erste Ausgrabungen statt (2014-2016). In der Umgebung von Yalambojoch fanden 2018 Untersuchungen in den Stätten Unin Witz, Yalambojoch und Yib'anh Kolan Xak statt - die ersten archäologischen Ausgrabungen überhaupt in diesem Teil der Region. Zahlreiche weitere Ruinenorte konnten darüber hinaus im Rahmen intensiver regionaler Erkundungen erstmals dokumentiert werden.

Während die Stätten Quen Santo und Chaculá ihre Blütezeit in der späten Klassik hatten und im Verlauf der frühen Postklassik verlassen wurden, handelt es sich bei Unin Witz um die einzige bislang bekannte archäologische Stätte in der Region, die in die späte Postklassik datiert werden kann.

Obwohl die Region heute eher abgelegen erscheint, war sie vorspanischer Zeit, zumindest in der späten Klassik, durchaus dicht besiedelt und es wurde intensiver Feldbau betrieben, was insbesondere um Quen Santo herum an kilometerlangen Terrassenanlagen abzulesen ist. Durch Handelsverbindungen kamen die Bewohner an wichtige Materialien, etwa Obsidian, sowie an Luxusgüter, zum Beispiel Jadeschmuck oder Pyritreflektoren.

Die Höhlen von Quen Santo spielten eine wichtige Rolle, sowohl als Kultstätten, die dem Jaguargott der Unterwelt geweiht waren, als auch als letzte Ruhestätte für herausgehobene Persönlichkeiten. In einer der Höhlen befindet ein kleines vorspanisches Gebäude, in dem auch heute noch religiöse Zeremonien abgehalten werden.

Wölfel_Ausgrabung in Unin Witz
© Ulrich Wölfel
Wölfel_Vermessung in Quen Santo
© Ulrich Wölfel

Die Brücke zur Gegenwart schlägt das Projekt auch durch ethnoarchäologische Forschungen, speziell zur Keramikproduktion, die in verschiedenen Dörfern der Region und im benachbarten Hochland der Cuchumatanes noch auf Haushaltsebene praktiziert wird.

Das Projekt wird von Dr. Dr. Ulrich Wölfel geleitet.

Brady, James E. (ed.)
2009 Exploring Highland Maya ritual cave use - archaeology & ethnography in Huehuetenango, Guatemala. AMCS Bulletin 20. Austin: Association for Mexican Cave Studies.

Navarrete, Carlos
1979 Las Esculturas de Chaculá, Huehuetenango, Guatemala. Cuadernos, Serie Antropológica 31. México: Instituto de Investigaciones Antropológicas, UNAM.

Seler, Eduard
1901 Die alten Ansiedlungen von Chaculá im Distrikte Nenton des Departements Huehuetenango der Republik Guatemala. Berlin: Dietrich Reimer.

Wölfel, Ulrich
2022 Contextualización del reconocimiento arqueológico de Eduard Seler en la Región de Chaculá, Departamento de Huehuetenango, Guatemala. Oxford: Archaeopress.

Laufzeit: Von 2013 - 2018

Förderung: Deutsche Altamerika Stiftung

Kooperation: -


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