Das Zentrum und das Lokale im Gleichgewicht: Mobilisierung und Produktionsstrategien des Inka- und frühen Kolonialstaats in Cochabamba, Bolivien
Das Projekt strebt eine interdisziplinäre, d.h. archäologische und ethnohistorische Analyse an, mit der die Veränderungen in den Siedlungsmustern, die Migrationsbewegungen von Bevölkerungen und die Muster der Landnutzung während der Eroberung und Kolonisierung der Cochabamba-Täler durch den Inka-Staat untersucht werden können. Auf dieser Grundlage wird auch der Einfluss der Eroberung der Täler von Cochabamba auf das restliche Inkareich, insbesondere auf die Erweiterung seines nördlichen Teils (des heutigen Ecuador), verstanden werden können. Unter der Regierung des Inka-Herrschers Huayna Capac (1491 – 1527 n. Chr.) war das Zentraltal von Cochabamba Schauplatz massiver Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung. 14.000 mitimaes (Umgesiedelte) wurden aus dem gesamten Territorium des Inka-Staates nach Cochabamba umgesiedelt, um auf den staatlichen Feldern zu arbeiten. Im Gegenzug wurden die einheimischen Bevölkerungsgruppen vertrieben und in die östlichen Täler geschickt. Das Hauptinteresse der Inka galt der fruchtbaren Talsohle für den Anbau von Mais und die Bildung eines Surplus an Grundnahrungsmitteln wie Mais für weitere Eroberungen. Die Bevölkerungsbewegungen vor und nach der spanischen Eroberung kann in Archivquellen verfolgt werden, was bisher kaum erfolgt ist.
© Projekt CBBA
Qollqas
© Projekt CBBA
Der archäologische Komplex von Quillacollo und Colcapirhua besteht aus mehr als 4000 Getreidespeichern in vier verschiedenen Bereichen auf den Anhöhen südlich des Flusses Rocha. Vorläufige Kartierungen zeigen ein Gebiet von mehr als 200 Hektar. In keinem anderen Gebiet des riesigen Inkareiches existierte eine solch gigantische Lagerkapazität für Mais wie in Cochabamba. Das deutet darauf hin, dass Cochabamba eine zentrale und bedeutende Rolle in der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Organisation des Inkareiches gespielt haben wird. Die innovative interdisziplinäre Annäherung an eine gemeinsame ethnohistorisch-archivalische und archäologische Untersuchung wird es möglich machen, die Mechanismen des Inkastaates über die Rolle der qollqas zu erforschen und zu verstehen. Die ethnohistorische und archäologische Vorgehensweisen unterscheiden sich zwar voneinander, doch ergänzen sie sich bei dem Versuch, ein vollständiges Bild des Späten Horizonts in Cochabamba und darüber hinaus zu erstellen. Zusätzlich werden klimatische und umweltspezifische Aspekte erforscht werden, um zu verstehen, wie ein solches Ausmaß an Maisanbau in der Region möglich gemacht wurde.
Projektleitung
- Prof. Dr. Karoline Noack (Ethnohistorie)
- Dr. Olga Gabelmann (Archäologie)
Hilfkräfte
- Bruna Pellegrini Romero (Universität Bonn)