Die spätantike Stadt Elusa (Haluza) am Rande der Wüste Negev muss über einen beträchtlichen Reichtum verfügt haben - auch in Form von Kirchen. Schriftliche Quellen ließen dies nur vage vermuten, ebenso wie die beiden einzigen lange Zeit bekannten Gebäude: das Theater und die sogenannte Ostkirche. Doch seit 2015 führt das Kölner Institut für Klassische Archäologie in Kooperation mit der Israel Antiquities Authority (IAA) unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Heinzelmann und Dr. Tali Erickson-Gini Prospektionen und gezielte stratigraphische Sondagen in Elusa durch.
Die Ergebnisse überraschen nicht nur durch die hohe bauliche Qualität der architektonischen Überreste, ihrem guten Erhaltungszustand und einer ausgefeilten städtischen Infrastruktur, sondern auch durch eine große Anzahl vermutlicher Kirchen.
Seit 2018/19 wird die Christliche Archäologie der Universität Bonn hinzugezogen, die einen dieser Kirchenstandorte untersucht und eine dreischiffige Anlage mit Atrium im Westen der Stadt bestätigen kann. Die Ausmaße und die große Menge an importiertem prokonnesischem Marmor, zahlreiche Architekturfragmente sowie Stein- und Glasscherben zeigen den architektonischen Aufwand und den hohen Standard der frühchristlichen Gemeinde(n) in Elusa.
Innerhalb der beiden bisherigen Kampagnen standen folgende Forschungsschwerpunkte im Mittelpunkt der Arbeit vor Ort:
- Eine grundlegende Erfassung der sogenannten Basilika B im Nordwesten des innerstädtischen Bereichs von Elusa durch konkrete Ausgrabungen und Dokumentationen der bisher nur durch Prospektionen dokumentierten Kirchenbefunde durch neue Sondagen.
- Eine genauere Bestimmung des Bautyps und Rekonstruktion der sogenannten Basilika B sowie Aussagen zu möglichen weiteren Sakralbauten und damit zur Sakraltopographie des frühbyzantinischen Elusa.
Beide bisherigen Kampagnen fanden in Kooperation mit dem Archäologischen Institut der Universität Köln und der Israel Antiquities Authority unter der Leitung von Michael Heinzelmann und Tali Erickson-Gini statt. Das Projekt wurde 2018-2019 von der Gerda Henkel Stiftung und ab dem Jahr 2022 von der DFG gefördert.
Die Ausgrabungen wurden von Studierenden der Archäologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Schrenk durchgeführt, wobei Florian Michael Jordan M. A. als Grabungsleiter vor Ort fungierte.
Laufzeit: Seit 2018
Förderungen: Gerda Henkel Stiftung (2018-2019); Deutsche Forschungsgemeinschaft: DFG (ab 2022).
Kooperationen: Archäologisches Institut der Universität zu Köln; Israelische Altertumsbehörde (IAA)
Sondagen 19 und 20
Für die zweite Kampagne wurden zwei Grabungsschnitte eröffnet (So 19 und So 20). Die größere der beiden, Sondage 19, befand sich im Bereich des südöstlichen Apsisanbaus in der Nähe von So 13 des letzten Jahres und umfasste zu Beginn eine Fläche von 10 m x 3 m. Die etwas kleinere Sondage 20 mit einer Fläche von 4 m x 3 m befand sich dagegen am nordöstlichen Ende der Kirche. Während der Kampagne wurde die Sondage 19 zunächst nach Nordwesten um weitere 1,5 m verbreitert und schließlich um 1 m verlängert, sodass sich die Gesamtabmessungen auf 4,5 m x 11 m beliefen.
In beiden Sondagen befand sich unter einer dünnen Humusschicht eine etwa 1 m dicke Schuttschicht. Sie bestand hauptsächlich aus Steinmaterial, Architekturfragmenten, einigen Marmorresten sowie Stein- und Glasfragmenten. Unter den verstützen Architekturfragmenten befand sich unter anderem ein Türsturz. Es wird angenommen, dass dieser Türsturz von den Außenmauern und der Wand zwischen dem Nebenraum und dem Seitenschiff stammt. Lediglich das Synthron, die halbrunde gestufte Priesterbank, von der bereits im letzten Jahr Teile angeschnitten worden waren und die Nordostwand wurden in So 19 in situ unter dem Humus angetroffen.
In beiden Sondagen wurden die Außenwände der Kirche dokumentiert. Die nordöstliche Längswand der Kirche hatte eine Breite von ca. 0,82 m in beiden Schnitten, die nordwestliche Querwand in So 20 ist etwa 0,20 m schmäler. Beide Wände knüpfen aneinander an. In So 20 wurde der Estrich des Seitenschiffs (wie schon in So 14 aus 2018) entdeckt, auf dem die Marmorplatten auflagen. Die Abdrücke der Platten konnten teils noch rekonstruiert werden. Außerhalb der NO-Mauer wurde ein Teil eines Nebenraums freigelegt, dessen Boden mit großen Steinplatten ausgelegt war. Nordwestlich der Außenmauer kam ein sehr gut erhaltender Boden aus Steinplatten zum Vorschein. Es wird angenommen, dass er zu einem der Kirche vorgelagertem Atrium Kirche gehörte.
In So 19 wurde außerhalb der nordöstlichen Längsmauer der Basilika B eine spätere Mauer und ein sich darunter befundener Straßenbelag gefunden. Darunter sowie im Fundamentbereich der Außenmauer der Basilika haben sich weitere Straßenschichten erhalten. Diese Straßenschichten sind für die Rekonstruktion der Basilika von großer Bedeutung: Sie lassen den Schluss zu, dass die Kirche an dieser Stelle ihren Abschluss fand und damit nur dreischiffig war. Wie bei So 13 im vergangenen Jahr wurde auch in den Straßenschichten Keramik geborgen. Eine genauere Datierung als "byzantinisch" (4.-7. Jh. n. Chr.) ist jedoch aufgrund fehlender Befundstücke nicht möglich. Darüber hinaus konnten in So 19 weitere Teile der im letzten Jahr entdeckten Apsis und des Synthrons freigelegt werden, sodass der Radius dieses Bereichs der Kirche rekonstruiert werden kann. Die zentrale Apsis hatte eine Gesamtbreite von ca. 7 m; an sie lehnte sich die gestufte Priesterbank an.
Wie im Jahr 2018 stammte der Großteil der Funde aus den Bestattungsschichten. Neben einer sehr großen Anzahl an Architekturfragmenten (Kapitellen, Basen, Säulentrommeln) aus lokalem Sandstein wurden Marmorreste von Bodenplatten und Wandverkleidungen sowie möglicherweise die Reste einer Türverkleidung aus prokonnesischem Marmor ausgegraben. Auch hier wurden Stein- und Glasscherben, aber auch andere Glasfragmente wie Fensterglas gefunden.
Das Grabungsteam
Mathis Laux, Sarah Fahldieck, Ellen Igelmund, Ferdinand Wulfmeier, Florian Jordan und Stefanie Archut