Das Projekt zielt darauf ab, die einzigartigen Funde der konstantinischen Bischofskirche von Ostia zu nutzen: Das architektonische Ensemble aus Basilika, Atrium, mutmaßlichem Episkopium und später hinzugefügtem Baptisterium soll durch stratigraphische Ausgrabungen in seiner Bautypologie und Chronologie archäologisch erforscht werden, von der Errichtung um 320 über die Erweiterung im späten 4. und 5. Jahrhundert bis zur Aufgabe im 8.
Die konstantinische Bischofskirche in Ostia ist ein Schlüsseldenkmal für den frühchristlichen Kirchenbau. Von allen Kirchengründungen Konstantins wurde nur die Basilika in Ostia nie durch spätere Bauten überformt, so dass nur sie in ihrer Gesamtheit für typologische, architekturgeschichtliche und liturgiegeschichtliche Fragestellungen zur Verfügung steht. Darüber hinaus ist sie das erste Beispiel einer "Standard"-Basilika, die weder als Ex-voto-Stiftung noch als architektonischer Schrein um ein verehrtes Grab oder als Cömeterialkirche errichtet wurde.
Die Bischofskirche Ostien wurde im Rahmen eines städtebaulichen Forschungsprojekts mit Hilfe von Geophysik und Luftbildauswertung entdeckt und anschließend durch einige Sondagen verifiziert, weshalb sie nur in Umrissen bekannt ist. Das Domensemble liegt jedoch direkt unter der Humusdecke und kann umfassend untersucht werden. In den partiellen Voruntersuchungen wurde das einzigartige Potenzial deutlich: An die republikanische Stadtmauer angrenzend und über zwei älteren Vorgängerbauten errichtet, gehörte zum ursprünglichen Kirchenensemble auch ein Gebäude südlich des Atriums, dessen hochwertige Innenausstattung auf eine Funktion als Episkopium schließen lässt.
Im späten 4. und frühen 5. Jahrhundert wurde ein unabhängiges Baptisterium errichtet, und ab dem späteren 5. Jahrhundert wurden auch zahlreiche Bestattungen im Atrium und im Langhaus der Kirche vorgenommen. Ab dem 6. Jahrhundert wurde die Kirche nach und nach aufgegeben und für Wohngebäude genutzt, bis der Komplex schließlich im 8. Über die Einbindung des Komplexes in das bestehende Straßensystem, über die innere Struktur der Basilika, ihre architektonische und liturgische Ausstattung, die Dynamik der baulichen Veränderungen und deren Abfolge ist jedoch nichts bekannt. All diese Aspekte können durch stratigraphische Ausgrabungen geklärt werden, wobei nicht nur grundsätzliche Fragen zu Bautyp und -abfolge, sondern auch zur Funktion als Bischofs-, Tauf- und Begräbniskirche, zur Umnutzung für Wohnbauten und zur endgültigen Aufgabe zu beantworten sind.
Diese Befunde sind ein zentrales Puzzlestück für die (christliche) Sakraltopographie Ostias und die dortigen Nutzungs- und Verlassensprozesse und von herausragender Bedeutung für das Verständnis der konstantinischen Baupolitik und der spätantiken christlichen Sakralarchitektur im Allgemeinen. Darüber hinaus verspricht die spezifische Fundsituation neue städtebauliche Erkenntnisse über die langfristige Entwicklung Ostias von der späten Republik bis zum frühen Mittelalter.
Laufzeit: Ab 2022
Finanzierung: German Research Foundation: DFG
Kooperationen: Archaeological Institute of the University of Cologne (Prof. Dr. Michael Heinzelmann); German Archaeological Institute Rome Department (Dr. Norbert Zimmermann); Archaeological Park Ostia Antica