Das Fach Christliche Archäologie
Die Christliche Archäologie erforscht die materielle Hinterlassenschaft der Spätantike, des Frühmittelalters und der byzantinischen Zeit. Ziel ist es, historische, kulturelle und gesellschaftliche Prozesse zu erfassen, einzuordnen und bestenfalls zu verstehen. Zu diesem Zweck werden wahlweise ganze Stadtgeschichten und Sakrallandschaften in den Blick genommen, aber auch nur einzelne Bereiche davon wie etwa der Kirchenbau oder das Bestattungswesen. Außerdem spielen verschiedene Gattungen wie Mosaik, Malerei, Skulptur und Textil eine wichtige Rolle, ebenso wie Objekte der Kleinkunst und des alltäglichen Gebrauchs. Geographisches Kerngebiet der Christlichen Archäologie ist der gesamte Mittelmeerraum mit seinen großen Zentren wie etwa Rom und Konstantinopel oder auch Mailand, Ravenna und Thessaloniki.
Daneben werden aber auch Nachbarregionen in den Blick genommen, deren Kunst und Kultur direkt oder indirekt vom römischen bzw. byzantinischen Reich beeinflusst wurde oder dieses beeinflusst hat. Zeitlich deckt das Fach eine äußerst breite Spanne ab: Ausgangspunkt ist das 3. nachchristliche Jahrhundert mit dem Aufkommen christlich genutzter Architektur und christlicher Kunst. Vor allem nach dem Ende der Spätantike ist der zeitliche Horizont dann flexibel und hängt von regionalen Entwicklungen ab: Im Nahen Osten reicht der Betrachtungshorizont bis zur Arabischen Eroberung, im Westen bis zum Frühmittelalter, in der heutigen Türkei bestand das Byzantinische Reich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, bis ins 15. Jh.
Die Christliche Archäologie schlägt eine Brücke zwischen den archäologischen und kunsthistorischen Fächern, außerdem gibt es enge Verbindungen zur Theologie, der Alten Geschichte, der Mediävistik und vielen anderen Nachbardisziplinen.